Pflanze des Monats Dezember
Mistel

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Mistel - Viscum album (Riemenblumengewächse, Leinblattgewächse, Santalaceae)

Mistel im Winter

Mistel im Winter

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Misteln auf Apfelbaum

Misteln auf Apfelbaum

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Kurzer Steckbrief

Alter: Mehrjährig Wuchshöhe: bis 50 cm, Blütezeit: III – IV, Farbe: bleichgelb
Volksnamen: Hexenbesen, Drudenfuß, Donnerbesen
Sammelgut: Kraut, Stängel u. Blätter
Sammelzeit: nach Pahlow März und April
Vorkommen: Halbschmarotzer auf Laub und Nadelbäumen

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Die Mistel stellt sich vor

Ich bin anders: Immer grün, im Winter reifen meine Früchte und ich folge bei meinem Wachstum nicht der Sonne. Bei mir zeigen weder Stängel noch Blätter an, dass ich mich zur Sonne wende. Im Gegenteil, ich sehe aus wie eine runde Kugel, die sich in einem Baum eingenistet hat. Zu Wasser gelange ich durch einen einfachen Trick: Ich bohre meine Wurzeln so tief in die Äste hinein, dass ich die Saftbahnen der Bäume anzapfen kann. Dabei bin ich, die Baumsorten betreffend, nicht gerade wählerisch: Ob Eichen, Pappeln, Birken, Ulmen oder Apfelbäume, ich niste mich ein, wo es mich hinträgt. So sitz ich schwer erreichbar in den Höhen und warte im Winter, wenn meine Früchte reifen, auf die verbliebenen Vögel, die mir bei der Verbreitung dienlich sind. Allen voran Amseln und Drosseln, aber auch Rotkelchen und Krähen, sind meine schleimigen Früchte eine willkommene Speise. Da meine Früchte so schleimig sind, müssen die Vögel den Schnabel immer wieder wetzen, um weiter zu naschen. Dabei wetzen sie ihre Schnäbel an den Baumrinden, wodurch meine Samen durch Saugnäpfe beginnen, sich von der Rinde ins Innere zu arbeiten und Wurzeln zu schlagen.

Vermutlich kennen mich viele Asterix Fans. Ich vollende den Zaubertrank, der die Gallier unbesiegbar macht. Bekannt ist auch, dass ich auf besondere Weise von den Druiden geerntet wurde. Einst schritten weißgekleidete druidische Priester durch die Wälder und bestiegen mit einer goldenen Sichel Bäume, schnitten Zweige von mir, warfen sie zu Boden, wo sie in weißen Tüchern aufgefangen wurden, um den Göttern geopfert zu werden. Meine Symbolik steht im Spannungsfeld von Tod und Leben. In der Antike war ich ein Schlüssel in die Unterwelt. Man braucht einen Zweig von mir, um die Pforten des Hades zu öffnen. Zugleich war ich in vielen Bräuchen ein Symbol für Fruchtbarkeit. Fand ein junges Mädchen einen Mistelzweig auf einem Apfelbaum, so verhieß ihr dies eine baldige Heirat. Ein Kuss zur Weihnachtszeit unter einem Mistelzweig bleibt für ein junges Paar nicht ohne Folgen: Der Kuss schweißt die beiden auf immer zusammen.

Als Heilpflanze werde ich schon seit vorchristlicher Zeit verwendet. Hippokrates gilt als einer der ersten, der mein Kraut zu Heilzwecken bei Schwindel und Epilepsie verwendete. Wobei ich erst im letzten Jahrhundert von Rudolf Steiner sozusagen neu entdeckt wurde. Bekannt wurde ich als Heilpflanze vorwiegend durch die Anthroposophie, wo ich bei Krebsleiden dienlich bin. Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es sage und schreibe bereits gut 3800 Forschungsartikel zu diesem Thema. Es wurde gezeigt, dass die Nebenwirkungen bei einer Chemotherapie durch meine Extrakte gelindert werden und dass ich die Bildung von Blutgefäßen hemme, die wachsende Tumore brauchen, um sich mit Nährstoffen und Sauerstoff zu versorgen. Zweifellos, so meint Markus Sommer über mich, ist die Mistel eine der interessantesten und eigenwilligsten Pflanzen und ein kraftvolles Heilmittel bei schweren Erkrankungen.

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Pflückhinweise

Für den Hausgebrauch werden in den Monaten März und April Blätter mit Zweigspitzen gesammelt und schonend zerkleinert und getrocknet.

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Anwendungen

Misteltee
nach Pahlow gegen nervöse Herzstörungen. Dazu gut 2 TL Mistel mit kaltem Wasser übergießen, nach 10-12 Stunden abseihen und trinken. Allerdings nicht zu viel davon, da es bei Überdosis zu Brechdurchfall kommen kann.

Fertigpräparate
Fertigpräparate aus der anthroposophischen Medizin bei Krebserkrankungen. In der Homöopathie als blutdrucksenkendes Mittel, bei Migräne, Schwindel und Beklemmungsgefühl im Herzen nach Bruno Vonarburg.

Mistel in Birkenvase

Pflanze des Monats:

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