Pflanze des Monats November
Schlehe

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Schlehe - Prunus spinosa (Rosengewächse)

Schlehe im Herbst (Oktober)

Schlehe im Winter

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Kurzer Steckbrief

Wuchshöhe: bis 4 Meter, Blütezeit: IV, Farbe: weiß
Volksnamen: Schwarzbeere, Schwarzdorn
Sammelgut: Blüten, Früchte
Sammelzeit: Blüten im April, Früchte: nach dem ersten Frost
Vorkommen: Hecken, trockene Standorte
Hauptwirkungen: Blüten leicht abführend, Früchte vitaminreich und stärkend
Anwendungen: Blüten als Tee, Früchte können zu Marmelade, Saft oder Likör verarbeitet werden

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Die Schlehe stellt sich vor

Ich gehöre zu den ersten im Frühling, die ihr weißes Kleid anziehen. Noch vor den Blättern erscheinen meine weißen Blüten zur Freude der Bienen. Meine Beziehung zum Menschen reicht weit zurück: In der Steinzeit hatte ich eine wichtige Schutzfunktion. Aufgrund meiner undurchdringlichen Hecken pflanzte man mich gerne um Dörfer oder Höfe. Außerdem wurden meine Früchte als Nahrung verwendet und aus den Schlehenblüten weissagte man über Kommendes: „So viel Tag die Schleh vor Walpurgi blüht, so viel Tag der Schnitter vor Jacobi in die Ernte zieht.“

Eine andere alte Bauernregel besagt: „Wenn der Schlehdorn blüht am Hag, so wird es Frühling auf einen Schlag. Die mildeste Frühjahrsonne entlockt aus meiner schwarzgrauen Rinde mit ihren Knospen die zartesten weißen Blüten, die fein nach Mandeln duften. Aber meine Blüten verströmen nicht nur einen Duft und sind von weitem schon eine Augenweide, auch ihre Heileigenschaften werden seit alters her gelobt.

Meine Blüten galten als Blutreinigungsmittel. Tee aus den Blüten ist nach Pfarrer Kneipp ein magenstärkendes Mittel, das leicht abführende Wirkung hat: „Die Schlehdornblüten sind ein unschädliches Abführmittel und sollten in keiner Hausapotheke fehlen.“ Auch meine Früchte, wenn man sie zu einem Mus verarbeitet, werden zur Verdauungsförderung empfohlen.

Bis heute werden meine Früchte, die herb sauer schmecken, für Marmeladen verwendet. Anscheinend waren den Persern meine Früchte zu sauer, da man aus mir einen wohlbekannten Baum züchtete: Den Pflaumenbaum. Es wird vermutet, dass der Pflaumenbaum eine Kreuzung zwischen mir und der dort ansässigen Kirschpflaume ist. Jedenfalls werden meine Früchte sehr lecker, wenn einmal der Frost darüber kommt oder wenn sie ein paar Tage liegen.

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Standort und Pflückhinweise

Die Schlehe ist eine typische Heckenpflanze. Dementsprechend findet man sie gern an sonnigen Waldrändern und entlang von Hecken. Schlehenfrüchte werden in der Regel nach dem ersten Frost geerntet. Wer dies nicht erwarten kann, sollte die Schlehen vor der Verarbeitung einfrieren.

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Anwendungen

Gichtmittel nach Künzle
Asche von Schlehenholz mit Wasser zu einem Brei anrühren. „Siebe diesen Brei durch ein Tuch, so dass die Asche zurückbleibt. Zu dem gesiebten Wasser füge nun noch eine Handvoll Gewürznelken, ebenso viel Zimt, ein bis zwei Liter Wein, in dem Honig aufgelöst wurde, hinzu. Von dieser Zubereitung trinke der Gichtige morgens nüchtern ein halbes Trinkglas, nach dem Essen ein ganzes Trinkglas.“

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Wildkräuterküche

Schlehenmarmelade
Etwas aufwendig, aber es lohnt sich. Schlehen durch die Flotte Lotte pressen und mit gleichen Teilen Birkenzucker aufkochen und heiß in Gläser füllen. Diese Marmelade gehört mit ihrem süß herben Geschmack zum Feinsten, was die Wildkräuterküche zu bieten hat.

Schlehensaft und Oporto nach Fischer Rizzi
Besteht aus 3 Teile Schlehen, 2 Teile Apfelmost, 1 Teil Brandy oder Birnenbranntwein. Schlehen nach dem ersten Frost ernten, mit kochendem Wasser übergießen und über Nacht stehen lassen. Den Saft auspressen, nochmals erwärmen und mit 500 Gramm Zucker vermengen.
Der Schlehensaft ist nun fertig. Will man daraus noch einen Oporto zubereiten, so vermengt man den Saft mit dem oben beschriebenen Alkohol und Most.

Klassischer Schlehenlikör
Früchte, entweder nach Frost oder tiefgekühlt, mit Zucker, Alkohol - je nach Geschmack mit Gewürzen wie Zimt und Nelken oder mit Kaffee - versetzen und gut zwei Monate ziehen lassen.

Mein liebster Schlehenlikör
Schlehen in einem guten Cognac ansetzen und sehr, sehr lange ziehen lassen. Nach einem Jahr ein unübertroffener Geschmack. Er schmeckt leicht herb, etwas pelzig im Abgang und trotzdem sehr fruchtig. Habe noch niemanden getroffen, den der Geschmack nicht überzeugt hätte.

Schlehenlikör

Pflanze des Monats:

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