Pflanze des Monats Oktober
Weißdorn
Weißdorn - Crataegus monogyna (Rosengewächse)
Kurzer Steckbrief
Alter: bis 500 Jahre, Wuchshöhe: bis 5 Meter, Blütezeit: V-VI, Farbe: weiß
Volksnamen: Hagedorn, Heckendorn, Zaundorn
Sammelgut: Blüten, Blätter, Früchte
Sammelzeit: Blüten: Mai, Früchte: Herbst
Vorkommen: Waldränder, Hecken, Straßenränder
Hauptwirkungen: herzstärkend, gefäßerweiternd, blutdrucksenkend, durchblutungsfördernd
Anwendungen: Blüten, Blätter und Beeren als Tee, als Tinktur oder Weinansatz. Blüten zu süßen Desserts. Beeren zu Fruchtmarmeladen verarbeiten oder als Likör ansetzen
Der Weißdorn stellt sich vor
Wenn ich im Frühjahr zu blühen beginne, so sind wie von Zauberhand meine stacheligen Zweiglein, von duftend weißen Wölkchen umhüllt und eingehüllt. Zugegeben, meinen Geruch muss man mögen. Unter meinem Buschen lassen sich seit je her Unsichtbare, Geister und Zauberer nieder. Selbst Merlin wurde unter einem Weißdornbusch gebannt. Dies geschah, weil er sich in die schöne Niniane verliebte und ihr aller Geheimnisse verriet, so dass sie ihn mit diesem Bann belegen konnte. Aber meine Bekanntheit reicht noch viel weiter zurück.
Bereits vor gut 3500 Jahren sind Gebete aus dem Orient an die Weißdorngöttin überliefert:
Du bist ein Weißdornstrauch
Im Frühling kleidest du dich weiß,
zur Zeit der Ernte aber kleidest du dich blutrot,
dem Schaf, das unter dir hinweggeht,
rupfst du das Wollflies,
dem Rind, das unter dir hinweggeht,
rupfst du das Fell,
so zieh auch eben diesen Menschen,
der durch das Tor hindurchgeht,
Böses, Unreinheit und den Zorn der Götter hinweg.
Mein Dasein wurde insgesamt mit einem langen und erholsamen Schlaf verbunden, was sich in zahlreichen Mythen spiegelt. Im norwegischen heiße ich übersetzt Schlafdorn und wenn jemand mit einem Schlafzauber belegt wurde, nannte man dies „Schlafdornstechen“ Brunhilde fiel ebenfalls in einen tiefen Schlaf, nachdem sie Odin mit einer Stachel von mir verletzte.
Gepflanzt wurde ich gerne, damit Haus und Hof, durch meine dichten Hecken geschützt sind, daher lautet auch einer meiner Namen Hagedorn, also Heckendorn. Bereits Paracelsus lobte einen Wein aus meinen Zutaten als vortreffliches Herztherapeutikum. Wie Recht er hatte. Meine Heilwirkung besteht darin, dass ich die Durchblutung der Herzkranzgefäße verbessere, wodurch ich auch noch blutdrucksenkend wirke. Pfarrer Künzle meint, dass man ab dem 40igsten Lebensjahr jeden Tag meine Heilkräfte nutzen soll, um lange den Zivilisationskrankheiten verschont zu bleiben.
Auch die Wissenschaft belegt, dass ich ein zuverlässiges Herzmittel bin, das man langzeitmäßig anwenden kann. Da es eine Eigenschaft von mir ist, die Durchblutung der Herzkranzgefäße zu verbessern, so dass die Sauerstoffversorgung erhöht wird und weil ich die Durchblutung des Herzmuskel verbessere, wirke ich indirekt auch, - bei langfristiger Verwendung – Blutdrucksenkend. Untersuchungen ergaben, dass sich bei Herzpatienten der Blutdruck etwas senkte und ich zusätzlich bei Angst lindernd wirke. Im Vordergrund, so meint der Apotheker Pahlow, steht die günstige Wirkung auf das Altersherz, „ das unter Weißdorn belebt, gestützt und gepflegt wird. Altersbedingte Degenerationserscheinungen am Herzmuskel und sklerotische Veränderungen der Herzkranzgefäße mit mangelnder Durchblutung lösen bei älteren und alten Menschen Herzbeschwerden aus, die mit einer Weißdorn-Teekur erheblich gebessert werden kann.“
Niemand sieht es dem Weißdorn an,
was er alles leisten kann:
Wenn ein Mensch mit kranken Herzen
Vor Beklemmung, Angst
Und Schmerzen
Tag und Nacht verzweifelt klagt
Und am Leben fast verzagt
Nehm er voll Vertrauen nur
Ein paar Tropfen der Tinktur
Und sein Zustand, erst so kläglich,
wird bald wieder ganz erträglich.
Es beruhigt auch das Herz
Und beseitigt Angst und Schmerz,
und der Schlaf, oft gestört,
binnen kurzem wiederkehrt.
Grad bei solchen Herzanfällen,
die den Kranken furchtbar quälen,
merke dieses Mittel dir
als ein Lebenselixier
(Homöopathische Reimregeln, Dr. Ernst Gardemin)
Standort und Pflückhinweise
Häufig findet man den Weißdorn an Straßenrändern oder an Waldrändern. Meist stehen gleich mehrere nebeneinander. Der Weißdorn ist aufgrund seiner Blütenpracht im Frühling und seiner roten Beeren im Herbst leicht zu erkennen Die Blüten sind im Mai zu ernten und die Früchte im Oktober. Die Früchte schmecken – wenn sie reif sind – leicht mehlig. Meist kann man sie den ganzen Oktober, bevor sie die Vögel verzehren – ernten.
Anwendungen
Weißdorntee
Einfach getrocknete Blüten und Blätter zu gleichen Teilen vermengen und mit kochendem Wasser überbrühen.
Weißdornwein
Zu gleichen Teilen Weißdornblüten, Melissenkraut und etwas Ysop mit guten Rotwein auffüllen und drei Wochen in der Wärme ausziehen.
Weißdornlikör
Gut 300 g Weißdornbeeren und 100 g Kandiszucker mit gut einem dreiviertel Liter Wodka zwei Monate ausziehen und abgießen und nochmals drei Monate ruhen lassen. Zur Verfeinerung kann man noch Melissenblätter oder eine Zimtstange zum Ansatz geben.
Weißdorntinktur
Weißdornblätter und Blüten im Frühjahr in Alkohol ansetzen, im Herbst die Beeren dazugeben und weitere ein bis zwei Monate in Alkohol ausziehen.
Wildkräuterküche
Weißdornmarmelade schmeckt fein und mild, je nach Geschmack kann man noch ein paar saure Beeren beigeben. Allerdings ist sie etwas aufwendig zu machen, da das Entkernen mit der flotten Lotte doch so seine Zeit braucht. 500 Gramm entkernte Weißdornfrüchte mit Gelierzucker, wie auf der Packung angegeben vermischen und aufkochen und in Gläser abfüllen. Ich verwende Birkenzucker und Agar Agar als Geliermittel.